4.3 Zeichenplatzierung

Abb. 33.6 Schema für Zuordnungsregeln der Zeichenplatzierung (Bollmann 2011)

Abb. 43.1 Schema für Zuordnungsregeln der Zeichenplatzierung
( Bollmann 2011Bollmann, J. (2011): LV Theoretische Kartographie. Universität Trier, Abtl. Kartographie. Unveröfft. Manuskript)

4.3 Zeichenplatzierung

Die im Datenmuster einer Figuration festgelegte logische Verortung von Objektgrundrissen muss durch die konkrete Platzierung von Zeichen in der Karte abgebildet bzw. für die gedankliche Verarbeitung repräsentiert werden. Die Probleme der konkreten Platzierung ergeben sich vor allem aus der zweidimensionalen Grundrissausdehnung von Zeichen, die – wie schon beschrieben wurde – mit der modellhaften, nicht flächenhaften Ausdehnung von standortbezogenen und streckenbezogenen Geoobjekten in Beziehung gestellt werden muss. Dies gilt aber auch für Zeichen, die auf gebietsbezogene Objektgrundrisse platziert werden sollen und die bei Maßstabsverkleinerung aufgrund von Vorgaben durch Minimaldimensionen häufig eine größere Ausdehnung besitzen als der zugrunde liegende Objektgrundriss. Die im Datenmuster festgelegte Verortung von Objektgrundrissen muss durch die konkrete Platzierung von Zeichen in der Karte abgebildet bzw. für die gedankliche Verarbeitung repräsentiert werden.
Als Zuordnungsregel gilt erst einmal unabhängig von verschiedenen Einschränkung folgende Platzierung von Zeichen in Karten:
  • punkförmige Zeichen werden einem räumlich fixierten Punkt zugeordnet,
  • linienförmige Zeichen werden einer Folge von Punkten als Linie zugeordnet
  • flächenförmige Zeichen werden einer geschlossenen Folge von Punkten als Fläche zugeordnet.
Für die Definition von Figurationen sollen diese Regeln vorerst beibehalten werden, obwohl es im Rahmen der Kartenmodellierung auf der Basis von Zeichen durchaus weitere Regeln gibt, die – wie es in Abbildung 43.1 angedeutet ist – zu komplizierteren Abbildungssituationen – vor allem hinsichtlich ihrer visuellen Verarbeitung – führen.

Abb. 43.2 Platzierungsvarianten (verändert nach  Bollmann 1985 Bollmann, J. (1985): Theoretische Grundlagen zur Modellierung thematischer Karten. Unveröfft. Habilitationsschrift. Freie Universität Berlin)

4.3.1 Platzierungsvarianten

Bei der Modellierung von zu platzierenden Zeichen wirken sich die Unterschiede in den Platzierungsformen auf die Bedingungseinhaltung von Datenmerkmalen aus. So werden durch Transformationen, die die unmittelbare Platzierung beeinflussen, geometrische und topologische Bedingungen von Objekten verändert. Bei der konkreten Platzierung werden drei Platzierungsformen unterschieden (Abb. 43.2):

 

Bei der konkreten Platzierung werden drei Platzierungsformen unterschieden:
  • Direkte Platzierung erfolgt auf den vorgegebenen Lagekoordinaten von Objektgrundrissen in der Karte. Platzierungsbasis ist die Punktposition eines standortbezogenen Objektes, der Verlauf eines streckenbezogenen Objektes und der Flächenrand eines gebietsbezogenen Objektes.
  • Zugeordnete Platzierung erfolgt auf Lagepunkten, die in einer definierten Beziehung zur vorgegebenen Position eines Objektgrundrisses (Punkt, Linie oder Fläche) stehen.
  • Konstruktive Platzierung (Konstruktion) von Zeichenelementen erfolgt aus den Lagepositionen der direkten und zugeordneten Platzierung oder kann Lagepunkte von Objekten oder Daten einnehmen, die „mathematisch-geometrisch“ konstruiert werden. Sie führt dann zu Grundrisspositionen von „theoretischen Zeichenkonstrukten“.

4.3.2 Daten- und Konstruktionsnetze

Datenmuster lassen sich, wie beschrieben wurde, hinsichtlich ihrer 0-, 1- und 2-dimensionalen Ausdehnung unterscheiden. Ausgehend von dieser Unterscheidung können die auf die Konstruktionsebene projizierten Abbildungen konkretisiert werden. Bei dieser Konkretisierung müssen die auftretenden Veränderungen zwischen topologischen Objektmerkmalen und abgeleiteten Zeichenstrukturen registriert werden. Um diese Veränderungen für kartographische Modellierungsprozesse nachvollziehen zu können, werden die in der Konstruktionsebene abgebildeten Datenmuster mit den projizierten Abbildungen zu Konstruktionsnetzen zusammengefasst. Es können folgende Netze unterschieden werden: Um Veränderungen auf der Konstruktionsebene nachvollziehen zu können, werden die abgebildeten Datenmuster mit den projizierten Abbildungen zu Konstruktionsnetzen zusammengefasst.
  • In Bezugsnetzen sind die in Karten abzubildenden Objekte eines Raumausschnitts strukturiert. Jeder im logischen Bezugsnetz strukturierte Objektgrundriss ist informationstragend. Er unterscheidet sich entweder unmittelbar durch seine Attributausprägung von anderen Objekten oder ist aufgrund gleicher Attributausprägungen mit anderen Objekten zu einer Klasse zusammengefasst.
  • In Verortungsnetzen sind die in der Karte anzulegenden geometrischen graphischen Bezugsdimensionen definiert. Dabei müssen die Strukturen nicht unmittelbar in der Karte sichtbar sein. Häufig werden sie durch graphische Elemente überlagert.
  • In Konstruktionsnetze werden geometrische Stützpunkte für die Konstruktion von bestimmten Darstellungsformen strukturiert. Konstruktionsnetze werden in der Regel nicht unmittelbar in der Karte dargestellt.
  • In Platzierungsnetzen sind Platzierungspunkte sämtlicher in der Karte zu generierender Zeichen, Zeichenfiguren und Zeichenelemente angelegt. Platzierungsnetze bilden die unterste Modellierungsebene für geometrische Transformationen.
Abb. 43.3 Modellierungsnetze (aus  Bollmann 1985 Bollmann, J. (1985): Theoretische Grundlagen zur Modellierung thematischer Karten. Unveröfft. Habilitationsschrift. Freie Universität Berlin)
In Abb. 43.3 ist der Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Datenmustern und Netzen dargestellt. Daraus wird ersichtlich, dass die Struktur der logischen Netze bei der Konstruktion von Zeichen in der Karte entweder
– insgesamt erhalten bleibt (C, D, E, G),
– reduziert wird (F),
– reduziert wird und nur noch eingeschränkt sichtbar bleibt (H, I),
– völlig verändert wird (A, B).
Der Informationsverlust von topologischen Informationen bei der Konstruktion von Figurationen muss bei kartographischen Modellierungsprozessen unmittelbar durch die definierten Eingangsbedingungen von Transformationen überprüft werden. Aufgrund von definierten Modellierungsrestriktionen können durch diese Überprüfung bestimmte Konstruktionen (Transformationen) von vornherein ausgeschlossen werden.