2. Wahrnehmung von Farben
Die von einer Lichtquelle ausgehenden oder reflektierenden Lichtstrahlen weisen eine spektrale Verteilung und Leistung auf, die als Farbreize, vor allem von der Netzhaut des Auges absorbiert werden. Die Wirkung der Farbreize zeigt sich als Erregungspotenziale von drei Zapfenarten. Diese Potenziale führen im Zusammenhang mit einer auftreffenden mittleren Helligkeit und verschiedenen Farbkonstanzleistungen zur Farbempfindung im Gehirn. Dabei entsteht diese Empfindung, ausgehend von dem durch die drei Zapfentypen repräsentierten (trichromatischen) Sehraum, wahrscheinlich in einem dreidimensionalen Farbraum der menschlichen Wahrnehmung mit den Farbpaaren Schwarz/Weiß (Helligkeitswert) und zwei Buntpaaren Rot/Grün und Blau/Gelb. | Farbverarbeitung durch die Zapfenpaare:
Schwarz/Weiß (Helligkeitswert). |
2.1 Entstehung von Farben
Das Farbsehen dient besonders der Informationsbeschaffung und unterstützt die Orientierung im Raum sowie fördert die schnelle Reaktion und Entscheidung in Handlungsprozessen. Um die Bedingungen der Informationsbeschaffung mit Hilfe von Farben zu optimieren, verlief die Entwicklung des Wahrnehmungsapparates beim Menschen von der Unterscheidung von Hell-Dunkelabstufungen, zur Unterscheidung von Wellenlängen des Lichtes und zur Fähigkeit der Sinneszellen, Bereiche von Wellenlängen zu trennen, woraus die gedankliche Identifizierung von Farbtönen entstanden ist. | Entwicklung des menschlichen Wahrnehmungsapparates:
– Hell-Dunkelabstufung, |
In der Kartographie haben sich der Wandel von gedruckten einfarbigen Karten zu Farbkarten und die technische Entwicklung der aufwendigen Konstruktion von Farbkarten mit Hilfe von Maskierungsverfahren zum aktuellen photographischen und digitalen Rasterauszugsverfahren in relativ kurzen Zeiträumen vollzogen. Vor allem durch die digitale Farberzeugung besteht heute die Möglichkeit, komplexe Sachverhalte differenziert, rasch und relativ preiswert in kartographischen Medien farbig abzubilden und zu verbreiten. Zur technischen Verarbeitung von Farben im Bereich der Kartographie vgl. die zahlreichen Stichworte im Lexikon der Kartographie und Geomatik. |
Fortschritt für die Kartographie: durch digitale Farbtechnik können rasch und preiswert Karten erzeugt werden. |
Begleitet wird diese Entwicklung aber gleichzeitig durch ein damit nicht überwundenes Problem, technisches Vergleichen, logisches Zuordnen und empfindungsgemäßes Bewerten reproduzierter Farbtönen nachvollziehbar und überprüfbar zu gestalten. So wird die Wahrnehmung von einzelnen Farbtönen oder von komplexen Farbmustern durch mehrere, unabhängig von einander wirkende Faktoren beeinflusst und kann daher in ihrer perzeptiven Aufnahme und kognitiven Verarbeitung kompliziert, widersprüchlich und irreführend verlaufen. | Problem bei der Reproduktion von Farbtönen:
– technischer Vergleich, |
Grundlage jeder visuellen Farbverarbeitung ist das optische Angebot materieller Farben sowie Lichtfarben, d.h. Licht in Form unterschiedlicher Wellenlängen, die auf das Auge treffen und die optisch, neuronal und kognitiv verarbeitet werden. Insgesamt lassen sich drei Präsentationsformen von Farben unterscheiden: | Grundlage jeder visuellen Farbverarbeitung sind die unterschiedlichen Präsentationsformen des Lichts. |
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Die verschiedenen biologischen, physikalischen, chemischen und technischen Materialien und Prozesse, die zur Farbentstehung führen, ergeben teilweise völlig unterschiedliche optische Farbwirkungen, so dass beispielsweise Vergleiche von Farbtönen oder die Bestimmung des Umfangs von Farbtonbereichen bei den einzelnen Präsentationsformen voneinander abweichen. | Die verschiedenen Materialien und Prozesse, die zur Farbentstehung führen, ergeben unterschiedliche optische Farbwirkungen. |
In der Praxis der Farbanwendung können besonders die Abweichungen zwischen gedruckten und auf dem Monitor oder auf einer Projektionsfläche erzeugten Farben in ihrer Wirkung erheblich sein, so dass exakte und nachvollziehbare visuelle Vergleiche zwischen einzelnen Farbtönen erschwert werden. Alle Bemühungen – vor allem der Farbmetrik – durch Normungen, Messverfahren und Feststellung von Abweichungen durch Kalibrierung und Abgleich solche Farbvergleiche zu unterstützen, führen nur zu eingeschränkt befriedigenden Ergebnissen, da neben den kaum eingrenzbaren Bedingungen der menschlichen Farbverarbeitung noch der Faktor des einstrahlenden Lichts die Wirkung von Farben erheblich beeinflusst (vgl. dazu Kap. 2.7 – CAM- Systeme). | Bemühungen durch Normung, Messverfahren und Kalibrierung Farbvergleiche zu ermöglichen, führen zu keinen befriedigenden Ergebnissen. |
2.2 Spektralstruktur von Farben
Farbtöne werden als eine Menge von Farbreize von der Netzhaut verarbeitet. Dies resultiert zum einen daraus, dass sich polychromatisches Licht (z.B. Tageslicht) aus Lichtstrahlen mit unterschiedlichen spektralen Wellenlängen zusammensetzt. Außerdem wird das Licht von einer farbigen Vorlage in unterschiedlicher spektralen Qualität und Intensität reflektiert und gelangt als entsprechende Farbreize auf die Netzhaut. Das heißt, ein Farbton wird nicht aus Reizen eines aus dem Spektrum „ausgeschnittenen“ Lichtstrahls verarbeitet (monochromatisches Licht), sondern bildet sich aus der Mischung unterschiedlich intensiver Spektralstrahlen. Der Eindruck eines Farbtons entsteht damit aus der Wirkung des Übergewichtes eines entsprechenden spektralen Wellenlängenbereichs sowie dessen höchsten Intensität. Beim Farbton Grün beispielsweise liegen die reflektierten Wellenlängen mit der größten Intensität als so genannte dominante Wellenlänge (530 nm) im mittelwelligen Bereich. Jeder Farbton besteht so aus spektralen Farbanteilen mit unterschiedlicher Intensität, die als spektrale Remissionskurve (Intensitätskurve der Absorption und Reflexion eines Farbkörpers für jeden Wellenlängenbereich) dargestellt werden kann. | Ein Farbtonreiz wird nicht aus dem Spektrum „ausgeschnitten“, sondern bildet sich aus der Mischung unterschiedlich intensiver Spektralstrahlen. |
Bei der Wahrnehmung von Farben werden die einzelnen Farbtöne oder Farbtonmuster in der Regel beleuchtet und zwar durch Tageslicht oder durch künstliches Licht. Dabei entsteht aus dem Farbton und dem Beleuchtungslicht eine Farbmischung mit einer spezifischen Farbwirkung als sogenannte Farbvalenz. Das bedeutet, dass diese Farbwirkung aufgrund von zwei zusammenfallenden spektralen Remissionsverläufen und nicht aufgrund einer einzelnen Spektralverteilung entsteht. | Aus dem Farbton und dem Beleuchtungslicht entsteht eine Farbmischung mit einer spezifischen Farbwirkung als Farbvalenz. |
Das hat besonders bei Körperfarben praktische Folgen, da deren Farbstoffe oder Pigmente nicht monochrom sind, so dass von den Farbelementen nicht ein begrenzter sondern ein relativ breiter Spektralanteil des Umgebungslichtes reflektiert wird. Bei einer in der Praxis permanent auftretenden Veränderung der Beleuchtung führt dies aufgrund der Zusammenfügung veränderter spektraler Intensitätskurven zu wechselnden Farbwirkungen. | Körperfarben sind nicht monochrom, so dass ein relativ breiter Spektralanteil des Umgebungslichtes reflektiert wird. |
2.3 Metamerer Farbeindruck
Zwei Farbpaare, die sich jeweils aus unterschiedlichen Farb- und Beleuchtungsspektren zusammensetzen, können einen gleichen Farbeindruck hervorrufen. Dabei ist die Beziehung zwischen wahrgenommener Farbe und ihrer spektralen Zusammensetzung nicht immer sofort nachvollziehbar. So entsteht der Farbeindruck Gelb einmal aus Licht mit dem Wellenlängenbereich um 570 nm und ebenfalls aus der Mischung von 500 nm (Grün) und 650 nm (Rot). Solche wahrnehmbaren Farbvalenzen werden als bedingt gleiche Farben oder metamere Farben bezeichnet und entstehen aufgrund einzelner oder mehrerer unterschiedlicher spektraler Wellenlängen. | Zwei Farbpaare, die sich jeweils aus unterschiedlichen Farb- und Beleuchtungsspektren zusammensetzen, können einen gleichen Farbeindruck – als metamere Farben – hervorrufen. |
Besonders bei der Kombination von Körperfarbe und Lichtfarbe kann ein angestrebter Farbeindruck durch die Verwendung einer „normalen Beleuchtung“ besonders wirkungsvoll erreicht werden, also z. B. bei der Verwendung von Tageslicht oder dem Tageslicht angenähertem Kunstlicht. Schwankt oder wechselt die Beleuchtung, entsteht eine von der Metamerie abweichende Farbvalenze. | Bei der Kombination von Körperfarbe und Tageslicht kann ein angestrebter Farbeindruck besonders wirkungsvoll sein. |
Neben der Beleuchtung von Farbpräsentationen, als wichtigstem Faktor, lassen sich mindestens noch drei weitere Arten von Metamerien unterscheiden, bei denen durch spezifische Wahrnehmungsbedingungen der Eindruck einer metameren Farbe verändert wird (Klein 2004, S. 96)Klein, G.A. (2004): Farbenphysik für industrielle Anwendungen. Heidelberg: | Es gibt verschiedene Ursachen für einen metameren Farbeindruck: |
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Bei der Präsentation von farbigen Karten ist vor allem die Veränderung des Farbeindrucks bei wechselnden Beleuchtungsverhältnissen von Interesse, da die Vermischung von präsentierten Farben und Beleuchtungsfarben zu einem anderen Farbeindruck führt. In der Praxis sind also für die Wahrnehmung von Farbtönen nicht nur die ausstrahlenden Farbpigmente, die auf Körpern haften oder die Werte, die von Lichtfarben ausgehen maßgebend, sondern auch die Helligkeits- und Farbwerte des Lichtes, das die Farbflächen beleuchtet und umgibt. Das Sonnenlicht, als natürliche Beleuchtungsquelle, ist besonders prägend für einen wechselnden Farbeindruck, da es aus helligkeits- und aus farbabgestuftem Licht besteht und daher in Abhängigkeit von der Tageszeit sowie von atmosphärischen und sonstigen optischen Umweltbedingungen zur Wirkung kommt. | Das Sonnenlicht ist besonders prägend für einen wechselnden Farbeindruck, da es in Abhängigkeit von der Tageszeit zur Wirkung kommt. |
2.4 Strahlungsreflektanz
In der Umwelt werden Farben häufig nicht direkt von einer Quelle aus wahrgenommen, sondern als Strahlen, die von einer farbigen Oberfläche reflektiert werden. Dabei wird das Verhältnis zwischen Farbigkeit oder Helligkeit einer Oberfläche und der des beleuchtenden Lichtes durch die sog. Strahlungsreflektanz aufgezeigt. Mit Hilfe von Reflektanzwerten kann das Phänomen beschrieben werden, dass Objekte auch dann farbig erscheinen, wenn sie von einer unbunten Lichtquelle beleuchtet werden. | Das Verhältnis zwischen Farbigkeit oder Helligkeit einer Oberfläche und der des beleuchtenden Lichtes wird durch die Strahlungsreflektanz aufgezeigt |
Ein Reflektanzwert beschreibt den Prozentsatz an Licht, den ein Objekt vom einfallenden Licht (= 100%) wieder zurücksendet. Es gibt erhebliche Unterschiede in den Reflektanzkurven zwischen bunten (chromatischen) und unbunten (achromatischen) Objekten. Während bei unbunten Objekten der Prozentsatz der Reflektanz über das sichtbare Spektrum nahezu gleich bleibt, variiert das zurückgeworfene Licht bei farbigen Objekten im Spektralbereich (selektive Reflektion). Hieraus resultiert der Farbeindruck dieser Objekte. Fällt beispielsweise weißes Licht auf ein Objekt und reflektiert lediglich den langwelligen Anteil des Lichts, so wird dieser Körper rot erscheinen. | Ein Reflektanzwert beschreibt den Prozentsatz an Licht, den ein Objekt vom einfallenden Licht wieder zurücksendet. |
Einen wesentlichen Einfluss auf den Reflektanzwert und damit der Wahrnehmung von Farben hat die über den Tag verlaufende Veränderung der natürlichen Lichteinstrahlung. Besonders durch die ungenügende Leuchtdichte während der Nacht kann keine Farbe mehr wahrgenommen werden (vgl. Lightner 2005Lightner, S.F. (2005): Visuelle Orientierung beim Nachtsehen; Ein Vergleich der Leistungsfähigkeit von peripherem und zentralem Gesichtsfeld. Diss., Universität Tübingen). Insgesamt werden über den Tagesverlauf folgende Bedingungen der Beleuchtung und Wahrnehmung unterschieden (vgl. z.B. Sczepek 2011, S. 97fSczepek, J. (2011): Visuelle Wahrnehmung. Norderstedt): |
Einen Einfluss auf den Reflektanzwert hat die Veränderung der natürlichen Lichteinstrahlung. |
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Das unterschiedliche Helligkeitsempfinden bei Farben beruht auf der abweichenden spektralen Empfindlichkeit der Sehzellen beim Tag- und Nachtsehen. Daraus resultieren verschiedene Schwerpunkte der Farbwahrnehmung, die in der Dämmerung, wenn z. B. die Anpassung an die Dunkelheit beginnt, wirksam werden. Da die Stäbchen vor allem auf blaugrünes Licht mit einer Wellenlänge von ca. 500 nm reagieren, verschiebt sich bei Dunkelheit die Empfindlichkeit der menschlichen Netzhaut auch in diese Richtung. Besonders Blautöne erscheinen heller. Aus diesem Grund wird das Mondlicht „kälter“ als Sonnenlicht wahrgenommen, obwohl es tatsächlich etwas röter („wärmer“) als das Sonnenlicht ist. | Das unterschiedliche Helligkeitsempfinden bei Farben beruht u.a. auf der abweichenden spektralen Empfindlichkeit der Sehzellen beim Tag- und Nachtsehen. |
2.5 Verarbeitung von Farbreizen
Die Bedeutung von Gehirnarealen für die visuelle Wahrnehmung beim Menschen kann durch die Größe und Anzahl der Areale verdeutlicht werden, die an der Verarbeitung von Farbinformationen beteiligt sind. Insgesamt sind etwa 60 % der Großhirnrinde an der Aufnahme und Verarbeitung von visuellen Reizen bzw. neuronalen Signalen beteiligt. Dieser Umstand führte bisher dazu, dass bei Untersuchung der primären Sehrinde (V1), die ca.15 % der Großhirnrinde umfasst, mehr als 30 verschiedene visuelle Areale beschrieben worden sind ( Gegenfurtner 2011Gegenfurtner, K.R. (2011): Gehirn und Wahrnehmung. Frankfurt a. M.). | Etwa 60 % der Großhirnrinde sind an der Aufnahme und Verarbeitung von visuellen Reizen bzw. neuronalen Signalen beteiligt. |
Bei der Darstellung der Informationsverarbeitung des visuellen Systems auf der Ebene einzelner Neuronen, wird davon ausgegangen, dass die Rezeptoren in der Netzhaut des Auges, die im visuellen Reiz enthaltene Information aufteilen, abstrahieren und geordnet über die Nervenbahnen an das Gehirn weiterleiten. Von der primären Sehrinde, vermutlich sogar auch von der untersten Nervenzellenschicht der Retina, ausgehend, scheint die kortikale Verarbeitung visueller Information über zwei Hauptpfade (Kanäle) zu verlaufen (Goodale et al. 1992Goodale M.A u. Milner A.D. (1992): Separate visual pathways for perception and action. Trends Neurosci. 15, 1: 20–5.). Der Pfad über den Scheitellappen (dorsaler parietaler Pfad) dient dabei wahrscheinlich der Steuerung von Handlungen bzw. der Bewegungs- und Positionswahrnehmung und wird daher als „Wo-Strom“ (Kanal) bezeichnet, der temporale Pfad dient dem Erkennen von Objekten bzw. der Farb-, Muster- und Formwahrnehmung und wird als „Was-Strom“ (Kanal) bezeichnet. | Von den Nervenzellenschichten der Retina und von der primären Sehrinde ausgehend, verläuft die kortikale Verarbeitung visueller Information. |
Es existieren neurowissenschaftliche Erkenntnisse, ausgehend von der Retina bis zur primären Sehrinde (V1), vor allem über die Verarbeitung von visuellen Informationen. Bekannt ist die Verteilung von Neuronen und deren Funktionen in den einzelnen Schichten von V1. Von den höheren sekundären und tertiären Verarbeitungsebenen ist zwar bekannt, auf welche visuellen Reize einzelne Neurone maximal antworten, es ist aber noch nicht ausreichend geklärt, wie es z.B. zu dieser Trennung von Reizen kommt. | Neurowissenschaftlich ist von den höheren Verarbeitungsebenen nicht bekannt, wie es z.B. zur Trennung von visuellen Reizen kommt. |
2.5.1 Farbsehzellen
Die retinale Grundlage für das menschliche Farbensehen bilden drei Typen von Zapfen, die als Fotorezeptoren spezialisierte Sinneszellen mit unterschiedlichen Sehfarbstoffen sind und die die Unterscheidung von Spektralfarben ermöglichen. Die Aktivierung der jeweiligen Zapfentypen ergibt entsprechende spektrale Farbtöne, gleichmäßige Reizung aller Zapfentypen ergibt dagegen die Eindrücke Grau bis Weiß. Bei übermäßiger Beleuchtungsstärke sind die Zapfen überreizt und es tritt Blendung ein. | Die retinale Grundlage für das menschliche Farbensehen bilden drei Typen von Fotorezeptoren mit unterschiedlichen Sehfarbstoffen. |
Unterschieden werden folgende Zapfenarten:
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Die unterschiedliche Reizverarbeitung von Spektralwerten (Absorptionsspektren) resultieren daraus, dass die drei Zapfentypen jeweils über eine andere Unterform des Sehpigments Iodopsin mit Photopsin verfügen, also aus Molekülen von Eiweiß-Proteinen in chemischer Verbindung – kovalenter Bindung – mit jeweils einem farbgebenden Stoff. Lichtteilchen elektromagnetischer Strahlung (Photonen) bewirken in den Sehzellen daher eine unterschiedliche Verformung an den Sehpigmenten und können durch anschließende biochemische Vorgänge elektrische Signale (Rezeptorpotenziale) auslösen, die an das Zentralnervensystem weitergeleitet werden. Die Verteilung und die Maxima der Aufnahme und Umwandlung von spektralen Wellenlängen bei den drei Zapfentypen sind unterschiedlich sowie sehr breit angelegt und überlappen sich (z. B. dargestellt als Adaptionskurven). Daher kann aus einem einzigen Zapfentyp allein keine eindeutige Information über den Farbeindruck gewonnen werden, sondern erst durch die Berücksichtigung von mindestens zwei verschiedenen Zapfentypen. | Die Verteilung und die Maxima der Aufnahme und Umwandlung von spektralen Wellenlängen sind bei den drei Zapfentypen unterschiedlich. |
Die auf Thomas Young 1807Young,Th. (1807): Lectures on Natural Philosophy. London und Hermann von Helmholtz 1896Helmholtz, H. von (1896): Handbuch der Physiologischen Optik. Bd. I-III, Hamburg, Leipzig zurückzuführende Annahme der drei für unterschiedliche Wellenlängenbereiche empfindlichen Photorezeptoren (Dreifarbentheorie) macht deutlich, dass diese Zapfentypen jeweils über ein anderes Erregungs-Maximum und davon ausgehend über einen abnehmenden Empfindlichkeitsverlauf bei einem bestimmten Spektrumsabschnitt verfügen (Resonanzkurve). Bei Auftreffen von zwei (polychromatischen) spektralen Lichtreizen (z.B. Grün – 530 nm und Rot – 650 nm) werden somit die jeweilig empfindlichen Zapfentypen (L- und M-Zapfen) unterschiedlich erregt. Die Summe der Erregung führt dann zum entsprechenden Farbeindruck Gelb – 570 nm. Aufgrund dieser Wirkungsmechanismen ergeben sich alle möglichen Farb-Mischungsvarianten aufgrund der unterschiedlichen Stimulierung der drei Zapfentypen. | Bei Auftreffen von zwei spektralen Lichtreizen werden die jeweilig empfindlichen Zapfentypen (L- und M-Zapfen) unterschiedlich erregt. Die Summe der Erregung führt dann zum entsprechenden Farbeindruck. |
2.5.2 Weiterverarbeitung von Farbreizen
Die Signale der verschiedenen Zapfentypen werden in drei Bereichen des Organismus verarbeitet:
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In der Großhirnrinde – also kortikal – erfolgt die eigentliche Farbwahrnehmung, indem die Doppelgegenfarbenneuronen die Zu- oder Abnahme der Intensität von Wellenlängen beeinflussen bzw. ausgleichen. Doppel-Gegenfarbenzellen sind Zellen, die den Farbkontrast im Zellenzentrum und in der Zellenperipherie registrieren, woraus sich eine bestimmte neuronale Verschaltungen ergibt. | In der Großhirnrinde erfolgt die eigentliche Farbwahrnehmung, indem die Doppelgegenfarbenneuronen die Zu- oder Abnahme der Intensität von Wellenlängen beeinflussen. |
So wird bei Gegenfarbenzellen – wie bei On-Off-Zellen generell – eine Farbzelle, die durch Blau(+) aktiviert ist, in ihrer Peripherie durch Gelb (-) gehemmt, eine Grünzelle, die durch Grün (+) aktiviert ist, durch Rot (-) gehemmt und dies natürlich auch im umgekehrten Verhältnis. Vergleichbare Prozesse sind bei Gegenfarbenzellen im Kortex zu erwarten, d.h. eine On- bzw. Off-Zentrumszelle, die von einer bestimmten Wellenlänge gehemmt wird, wird von einer anderen Wellenlänge der Gegenfarbe erregt. Bei Doppelten Gegenfarbenzellen wirkt das Zentrum der L-Zapfen erregend (exzitatorisch) und das der M-Zapfen hemmend (inhibitorisch), im Umfeld ist es umgekehrt. Das bedeutet, dass diese Zellen am stärksten reagieren, wenn eine Farbe von ihrer Gegenfarbe umgeben ist. Diese Zellen konzentrieren sich im Kortex als Zellencluster (sog. Blobs = Tropfen), die wahrscheinlich gemeinsam neuronal agieren. Dabei können Doppelgegenfarbenzellen sowohl im Zentrum als auch in der Peripherie hemmend sowie erregend wirken. | z. B. wird eine Farbzelle, die durch Blau(+) aktiviert ist, in ihrer Peripherie durch Gelb (-) gehemmt,
eine Grünzelle, die durch Grün (+) aktiviert ist, wird durch Rot (-) gehemmt |
Insgesamt unterstützen bzw. ermöglichen diese gegenläufigen neuronalen Vorgänge die Beeinflussung der flächigen Verarbeitung von Farbreizen, wobei nicht nur ein einzelner „farbiger Ort“, sondern auch dessen farbige Umgebung aufgenommen, unterschieden und bewertet werden kann. Aufgrund der Komplexität dieses Zusammenhangs ist es neurowissenschaftlich noch nicht möglich, die Gesamtwirkung von Farbreizen und ihre Umgebungen ausreichend plausibel zu beschreiben und z.B. Merkmale ihrer Veränderung vorauszusagen, was für die Einschätzung der Wirkung von Medienpräsentationen durchaus von Interesse wäre. | Es ist neurowissenschaftlich noch nicht möglich, die Gesamtwirkung von Farbreizen und ihre Umgebungen ausreichend plausibel zu beschreiben. |
2.5.3 Funktionen neuronaler Farbsehzellen
Untersuchungen der Neurowissenschaften zur Farbwahrnehmung führen bisher noch nicht zu abschließenden Erkenntnissen über die Entstehung von Farbeindrücken. Im Wesentlichen werden Lokalisationen und Vernetzungen von Gehirnarialen bestimmt, was aber noch nicht dazu geführt hat, dass ein überprüfbares Modell der Farberkennung entstanden ist. | |
Bei vielen neurologischen Untersuchungen werden Aufgabenfelder von Neuronen oder Neuronencluster untersucht. So werden beispielsweise neuronale Ähnlichkeiten zwischen Ganglienzellen der Netzhaut und entsprechenden Neuronengruppen in bestimmten Gehirnarealen festgestellt, wobei diese Erkenntnisse dadurch unterstützt werden, dass sich die Retina embryologisch (entwicklungsbiologisch) aus dem Gehirn, das heißt, aus einer seitlichen Ausstülpung (Augenbecher) entwickelt hat. Unterschieden werden drei Systemtypen von Ganglienzellen in der Retina, im Thalamus und dem Kortex mit vermuteten Eigenschaften und Funktionen: | Die Retina hat sich entwicklungsbiologisch aus dem Gehirn, das heißt, aus einer seitlichen Ausstülpung, dem „Augenbecher“, entwickelt. |
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Im seitlichen Kniehöcker des Zwischenhirns – Corpus geniculatum laterale (CGL, engl. LGN) – als primäres Verschaltungszentrum zur Weiterleitung visueller Informationen von der Netzhaut zu verschiedenen Gehirnarealen treten diese Ganglienstrukturen wieder auf und senden ihre Nervenfasern (Axone) auf direktem Weg zum primären visuellen Kortex. In bestimmten Arealen des visuellen Kortex (Areal 17) sind Informationen des Gesichtsfeldes so angeordnet, dass abgebildete Elemente, wie etwa Farbpunkte, lagekonform repräsentiert werden, also der euklidischen und topologischen Struktur eines Bildes entsprechend neuronal angeordnet sind (vgl. Kapitel 3.4.1.2). | In Arealen des visuellen Kortex sind Informationen so angeordnet, dass abgebildete Elemente, wie etwa Farbpunkte, lagekonform repräsentiert werden. |
Untersuchungen zur Auswahlfähigkeit von Zellarealen der Kortex zeigen, dass sich Farben und Helligkeit in ihrer Selektivität nicht wesentlich unterscheiden. Dabei ist der Anteil selektiver Zellen in diesen Arealen für beide Eigenschaften etwa gleich groß. Daraus ist zu schließen, dass die Verarbeitung von Farben und Helligkeiten im Kortex nicht getrennt erfolgt. | Im Kortex erfolgt die Verarbeitung von Farben und Helligkeiten nicht getrennt. |
2.5.4 Neuronal ermittelte Farberscheinungen
Generell sind der Aufbau, die Vernetzung und bestimmte Funktionen von Retinazellen und Gehirnarealen bisher schon differenziert untersucht worden. Dabei stützen sich die Untersuchungen und die gewonnenen Ergebnisse im Wesentlichen auf folgende Farberscheinungen der visuellen Wahrnehmung: | Untersuchungen stützen sich im Wesentlichen auf folgende Farberscheinungen: |
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2.5.5 Farbkonstanz
Im Folgenden sind einige verursachende Prozesse zusammengefasst, die vermutlich der Entstehung von Farbkonstanzerscheinungen zugrunde liegen (nach Pracejus 2007Pracejus, L. (2007): Wahrnehmungsdefizite bei Zentralen neurologischen Erkrankungen – Farbwahrnehmung auf retinaler und zerebraler Ebene. Diss., Universität Gießen): | Vermutete Entstehung von Farbkonstanzerscheinungen: |
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Bei Farbkonstanz werden weit reichende neuronale Verknüpfungen wirksam. Um Farbkonstanz in einer Szene zu gewährleisten, scheinen beispielsweise Zellen der Sehrinde in der farbspezifischen Region V4 Informationen von Doppelgegenfarbenzellen aus V1 und V2 über einen großen Gesichtsfeldbereich hinweg zu nutzen. | Bei Farbkonstanz werden weitreichende neuronale Verknüpfungen wirksam. |
Neben neuronalen Prozessen geht eine entscheidende Rolle für das Farbkonstanzphänomen von den so genannten Gedächtnisfarben aus, natürlich nur in Szenen, in denen Erfahrungen und Erinnerungen zum Farbton von bestimmten Objekten zum Tragen kommen („bekannte Objekte werden in bekannten Farben wahrgenommen“). | Farbkonstanzphänomene gehen auch von den so genannten Gedächtnisfarben aus. |